JBTh Hugenholtz (1796-1871), Pfarrer in Neuenhaus
Meine Ur-Ur-Großeltern (6. Generation): J. B. Th. Hugenholtz (1796–1871), Pfarrer in einem Grenzgebiet zwischen den Niederlanden und Hannover
Einleitung
Johannes Bernardus Theodorus (JBTh) Hugenholtz (1796–1871) war Pfarrer im niederländisch-reformierten Milieu der Grafschaft Bentheim und in Drenthe. Er wirkte in einer Grenzregion, in der sich kirchlich, sprachlich und politisch vieles im Umbruch befand. Für die Familie Hugenholtz ist er als Bindeglied zwischen den älteren bentheimischen Pfarrergeschlechtern und späteren Generationen von Theologen, Unternehmern und Intellektuellen von besonderer Bedeutung. [1]
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1. Kindheit und Herkunft (1796–1813)
JBTh Hugenholtz wurde am 19-07-1796 in Emlichheim, damals Teil der Grafschaft Bentheim, als Sohn des Pfarrers Henricus Stephanus Hugenholtz (1762–1842) und Hendrina Keller (1758–1830) aus Neuenhaus geboren. [2] Die Familie gehörte zu einer Pfarrerdynastie, die seit dem 18. Jahrhundert in Bentheim und den angrenzenden niederländischen Gemeinden tätig war. [3]
Während seiner Kindheit durchlief das Gebiet mehrere politische Übergangsphasen. Die Grafschaft Bentheim wurde 1810 in das Französische Kaiserreich eingegliedert und nach 1813 dem Königreich Hannover zugeschlagen, ein Status, der 1815 durch den Wiener Kongress bestätigt wurde. [4] Kirchlich blieb die Region jedoch stark auf die Republik/Niederlande ausgerichtet: Die reformierten Gemeinden verwendeten überwiegend das Niederländische in Predigt und kirchlicher Verwaltung. [5]
In diesem zweisprachigen, grenzüberschreitenden Umfeld wuchs JBTh sowohl mit einem deutschen als auch mit einem niederländischen Bezugsrahmen auf. Sein Vater diente nacheinander in Emlichheim und Veldhausen und galt als Teil eines Netzwerks bentheimischer und drenthscher Pfarrersfamilien. [3]
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2. Ausbildung und erste Ämter (1813–1821)
Ab 1813 studierte JBTh Hugenholtz Theologie an der Lingener Akademie. [1] Diese Einrichtung fungierte als Ausbildungszentrum für Pfarrer in der Region Bentheim und den angrenzenden Gebieten und wies enge Verbindungen zur niederländisch-reformierten Tradition auf. [5]
Im Jahr 1816 wurde er zum Adjunkt-Pfarrer in Neuenhaus berufen, um den hochbetagten Pastor Staverman (etwa 80 Jahre alt) und dessen Kollegen Schotsmann zu unterstützen. [1] Neuenhaus war eine kleine, überwiegend reformierte Stadtgemeinde, in der das Niederländische die übliche Kirchensprache blieb, obwohl das Gebiet inzwischen zum Königreich Hannover gehörte. [5]
1819 erhielt JBTh einen Ruf an die Hervormde Gemeente von Coevorden in der Provinz Drenthe. Am 06-06-1819 wurde er dort in Anwesenheit seines Vaters, der zu diesem Zeitpunkt Pfarrer in Veldhausen war, von diesem selbst in das Amt eingeführt. [1],[6] Coevorden war eine alte Festungsstadt mit wichtiger regionaler Funktion; die reformierte Kirche zählte zu den frühesten dezidiert protestantischen Kirchenbauten in Drenthe. [7]
Noch im selben Jahr, 1819, schloss er die Ehe mit Aleida Hana (1798–1834) aus Neuenhaus. Die Trauung fand am 11-06-1819 in Veldhausen statt, wo sein Vater damals als Pfarrer wirkte. [2]
Die Coevorder Phase war nur von kurzer Dauer. Bereits 1821 trat JBTh „wegen Krankheit“ in den Ruhestand (Emeritat); die Formulierung in den Quellen spricht von einer „Schwäche seiner geistigen Kräfte“. [1],[6] Diese Terminologie wurde im 19. Jahrhundert für unterschiedliche psychische und neurologische Krankheitsbilder verwendet und lässt keine eindeutige Diagnose zu. [Vermutung]
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3. Ehe, Familie und Emlichheim (1821–1836)
Nach seiner vorgezogenen Emeritierung ließ sich JBTh mit seiner Familie in Veldhausen nieder. Dort wurden ihre vier Kinder geboren:
1. Henricus Stephanus Johannes (1820–1865), später Pfarrer, unter anderem in Emmen.
2. Johanna Hendrica (1822–1857), verheiratet mit Leonard van Nes (1826–1884), Pfarrer in Uelsen.
3. Gerhard Willem Karel (1826–1893), zunächst in der Pfarrerausbildung, später Laienprediger und Kaufmann.
4. Wilhelmina Berendina (1830–1847), die im jungen Alter verstarb. [1]
Die Jahre nach 1821 bilden eine vergleichsweise stille Phase in seinem Leben, geprägt durch Genesung und Familienleben. Über seine konkreten Tätigkeiten in Veldhausen ist wenig bekannt; [Vermutung] es liegt jedoch nahe, dass er gelegentlich weiterhin predigte und Katechese erteilte und dabei seine Ausbildung und Erfahrung nutzte. Die Familie lebte in einem Netzwerk reformierter Pfarrer in Veldhausen, Emlichheim, Uelsen und den umliegenden Orten. [3],[5]
Im Sommer 1834 starb Aleida Hana. [1],[2] Das genaue Todesdatum beruht auf genealogischen Rekonstruktionen und nicht auf einer direkt konsultierten Urkunde. [Vermutung] Im Herbst desselben Jahres nahm JBTh einen Ruf nach Emlichheim an. Dies bedeutete seine Rückkehr in ein aktives Pfarramt in jener Region, in der er geboren worden war und in der seine Familie bereits über Generationen hinweg geistliche Ämter bekleidet hatte. [1],[3]
Diese Entscheidung fiel in eine unruhige kirchengeschichtliche Phase. Die „Afscheiding“ von 1834 in den Niederlanden, bei der sich Gruppen von der Hervormde Kerk abspalteten, wirkte sich auch auf die Grenzregionen aus. In Bentheim verfolgte man aufmerksam, was in Drenthe und Overijssel geschah, wenngleich die örtlichen reformierten Gemeinden in Emlichheim und Neuenhaus formal bei der etablierten Kirche verblieben. [Vermutung][5]
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4. Pfarrer in Neuenhaus: Sprachkonflikt und Gesundheit (1836–1864)
Als 1835 in Neuenhaus Pastor Eberhard Sikkens verstarb, wurde die erste Pfarrstelle frei. Pastor Slingenberg rückte auf die erste Stelle vor; der Kirchenrat erstellte eine Liste mit zwölf Kandidaten für die zweite Pfarrstelle, auf der JBTh Hugenholtz an erster Stelle stand. Unter den übrigen Kandidaten befanden sich fünf in Neuenhaus Geborene. [1]
Obwohl der Kirchenrat ihn als Wunschkandidaten auswies, lehnte JBTh den Ruf zunächst ab. Erst als das Gehalt deutlich erhöht wurde (um 800 Gulden jährlich, mitfinanziert aus dem sogenannten „Kissengeld“ für Sitzplätze in der Kirche) und ihm für den Fall einer erneuten gesundheitlichen Verschlechterung eine Pension von 200 Gulden zugesichert wurde, ging er auf das Angebot ein. Zudem wurde vereinbart, dass er eine Reihe belastender Nebentätigkeiten nicht wahrnehmen müsse. [1]
Ab 1836 war er Pfarrer in Neuenhaus. [1] Die Gemeinde lag in einem Gebiet, das nach 1815 endgültig zum Königreich Hannover gehörte. [4] Gleichzeitig blieb das kirchliche Leben stark auf die Niederlande ausgerichtet: Die meisten Pfarrer der hervormden Gemeinden waren in den Niederlanden oder an niederländisch geprägten Institutionen ausgebildet, und die Gottesdienste wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend in niederländischer Sprache gehalten. [5]
In diesem Kontext sah sich JBTh mit der „Verdeutschung“ von Kirche und Unterricht konfrontiert. Die Regierung in Hannover förderte den Gebrauch des Hochdeutschen in Predigt und Katechese als Instrument nationaler Integration. In Neuenhaus zeigte sich der Kirchenrat zurückhaltend: Man betonte, dass die älteren Gemeindeglieder deutschen Predigten nicht folgen könnten und der Übergang daher schrittweise erfolgen müsse. [1],[5]
Der Schulinspektor Fokke gründete 1851 in Neuenhaus ein Ausbildungsinstitut für Dorfschullehrer, um diese längerfristig in die Lage zu versetzen, auf Hochdeutsch zu unterrichten. 1853 wurden vorgedruckte Kirchenbücher eingeführt, um die deutsche Sprache weiter zu fördern, wenngleich die Kirchenratsprotokolle vorerst weiterhin in niederländischer Sprache geführt wurden. Der Staat lockte Pfarrer und Lehrer mit Sprachzulagen, wenn sie Deutsch verwendeten. [1]
Eine häufig zitierte Anekdote betrifft den Besuch von König Georg V. von Hannover in Neuenhaus am 02-09-1862. Trotz der Anweisung, den Monarchen auf Deutsch zu begrüßen, richtete JBTh nach der Überlieferung das Wort auf Niederländisch an den König, der mutmaßlich wenig davon verstand. [1],[5] Die Anekdote veranschaulicht die Hartnäckigkeit, mit der in Neuenhaus an der niederländischen Kirchensprache festgehalten wurde.
Gleichzeitig verschlechterte sich sein Gesundheitszustand erneut. Die Kirchenratsprotokolle zeigen, dass er in den späteren Jahren immer häufiger fehlte; die Sitzungen wurden von seinem Kollegen Slingenberg geleitet und unterzeichnet. [1] Um 1858 wurde über seinen Rücktritt verhandelt; die Gemeinde bat ihn jedoch, im Amt zu bleiben, solange seine Kräfte dies noch zuließen. [1]
Nach dem Tod von Pastor Slingenberg im November 1863 wurde ein Hilfsprediger gesucht. Dabei zeigte sich, dass JBTh den Dienst faktisch nicht mehr eigenständig tragen konnte. Am 01-07-1864 ging er endgültig in den Ruhestand; die Emeritatsurkunde weist eine auffallend zitterige Handschrift auf, die mit den Berichten über seine angeschlagene Gesundheit übereinstimmt. [1]
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5. Letzte Jahre und Tod (1864–1871)
Die Jahre nach 1864 verbrachte JBTh als emeritierter Pfarrer in Neuenhaus. Das Pfarrhaus, das er lange bewohnt hatte, wurde später in ein Geschäftshaus umgewandelt, diente zu seiner Zeit aber als Zentrum für Besuche von Pfarrerkollegen und Verwandten zwischen Bentheim und den Niederlanden. [1],[5]
In dieser Phase wurden seine Kinder zu selbständigen Erwachsenen. Sein ältester Sohn, Henricus Stephanus Johannes, wurde Pfarrer unter anderem in Bentheim, Veldhausen, Zwolle und Emmen und heiratete eine Frau aus Neuenhaus (Familie Weber). [1],[10] Sein Sohn Gerhard Willem Karel, der zunächst ebenfalls Theologie studierte, fand seinen Weg als Laienprediger und später als Kaufmann und Handelsreisender. Über ihn stammen zahlreiche niederländische Nachkommen ab. [1]
Spätere Quellen – unter anderem Erinnerungen seines Enkels J.B.Th. Hugenholtz (1859–1922) – zeichnen ihn als eher geschwätzigen, sich einmischenden, zugleich aber auch engagierten Großvater, der in Neuenhaus eine auffällige Figur gewesen sein soll. [Vermutung][8] Eine von ihm angefertigte Zeichnung mit dem Text „Roemt den grootheid van de Schepper; In ’t heelal ten toon gespreid“ verweist auf seine Frömmigkeit und sein Gespür für bildliche Ausdrucksformen. [1]
Johannes Bernardus Theodorus Hugenholtz starb am 09-07-1871 in Neuenhaus im Alter von 74 Jahren. [1],[2] Sein Tod markiert das Ende einer langen Pfarrerlaufbahn, die immer wieder von Krankheit unterbrochen wurde, aber durchgängig mit derselben Grenzregion zwischen Drenthe und der Grafschaft Bentheim verbunden blieb.
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Kontext und Bedeutung
Das Leben von JBTh Hugenholtz spiegelt die besondere Stellung der reformierten Gemeinden in der Grafschaft Bentheim im 19. Jahrhundert wider: politisch dem Königreich Hannover zugehörig, kirchlich und kulturell jedoch stark auf die Niederlande orientiert. [4],[5] Der Übergang von niederländischer zu deutscher Kirchensprache, die Rolle der Lingener Akademie und die anhaltenden Kontakte zu drenthschen Gemeinden (wie Coevorden und Emmen) bilden den Hintergrund, vor dem seine Laufbahn zu verstehen ist. [5],[6]
Sein frühes Emeritat in Coevorden und die später erneut auftretenden gesundheitlichen Probleme zeigen, dass das Pfarramt in dieser Zeit physisch und psychisch sehr belastend sein konnte. Gleichzeitig weist seine wiederholte Rückkehr in den aktiven Dienst auf ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein hin – sowohl gegenüber der Gemeinde als auch gegenüber der familieneigenen Tradition des Pfarrerberufs. [1],[3]
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Charakter und Nachwirkung
Quellen mit unmittelbaren Charakterbeschreibungen sind selten. Seine eigene Zeichnung mit einem Lobpreis auf den Schöpfer deutet auf eine pietistisch-reformierte Grundhaltung hin, in der Natur und Schöpfung eine wichtige Rolle in der Frömmigkeit spielten. [1] Die Anekdote über seine niederländische Ansprache an den König legt eine gewisse Beharrlichkeit, möglicherweise auch Sturheit, in Sprach- und Identitätsfragen nahe. [1],[5]
In Familienerinnerungen wird er – über seinen Enkel – als redseliger und bisweilen anstrengender Großvater beschrieben, was auf eine starke Präsenz im Familien- und Dorfleben hindeuten kann. [Vermutung][8] Seine Bedeutung liegt zudem darin, dass er die Pfarrerlinie des bentheimischen Zweigs der Familie Hugenholtz fortführte und zugleich mit einer neuen Generation verband, in der Theologie, Handel und gesellschaftliches Engagement zusammenkamen. [1],[3]
Für die breitere Gemeinschaft von Neuenhaus stand er stellvertretend für eine Generation von Pfarrern, die den Übergang von einer überwiegend niederländischsprachigen zu einer zunehmend deutschsprachigen Kirche begleitete, ohne dass die Verbindung zur niederländisch-reformierten Tradition vollständig aufgegeben wurde. [5]
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Unsicherheiten
• Die Formulierung „Schwäche seiner geistigen Kräfte“ lässt Raum für unterschiedliche medizinische Deutungen; über eine konkrete Diagnose lässt sich nichts mit Sicherheit sagen. [1]
• Das genaue Todesdatum von Aleida Hana (1834) basiert auf sekundären genealogischen Rekonstruktionen und sollte idealerweise anhand der originalen Sterbe- oder Begräbnisregister von Neuenhaus überprüft werden. [2]
• Über seine tatsächlichen Tätigkeiten zwischen seinem Emeritat 1821 und dem Ruf nach Emlichheim 1834 sind keine direkten Quellen überliefert; die angenommenen pastoralen Aktivitäten in Veldhausen sind daher als [Vermutung] gekennzeichnet.
• Die Charakterisierung durch seinen Enkel beruht auf späteren Erinnerungen und kann durch persönliche Sichtweisen gefärbt sein. [8]
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Endnoten
[1] Hugenholtz family website, „G6: JBTh Hugenholtz (1796–1871), predikant in Neuenhaus en Aleida Hana (1798–1834)“.
[2] Genealogie Online, „Ds. Johannes Bernardus Theodorus Hugenholtz (1796–1871), Family tree Knijpinga Cramer“.
[3] Hugenholtz family website, „Parenteel van Peter Hugenholdt (1610–1693)“ sowie zusammenfassende genealogische Notizen über den bentheimischen Pfarrerzweig.
[4] Wikipedia, „Graafschap Bentheim“ – politische Geschichte und Eingliederung in das Königreich Hannover nach 1813/1815.
[5] Altreformierte Kirche / regionale Literatur zu „Drenthe und die Grafschaft Bentheim“ (Grenzgemeinden, Sprachgebrauch Niederländisch/Hochdeutsch, Anekdote Georg V. und Neuenhaus).
[6] Dominees.nl, „Coevorden Hervormde Gemeente“ – Pfarrerliste mit Einführung (06-06-1819) und Emeritat (08-05-1821) von Ds. J.B.T. Hugenholtz.
[7] Kerkfotografie / Geschichte Coevorden – Beschreibung der Nederlands Hervormde Kerk Coevorden als frühem protestantischem Kirchenbau in Drenthe.
[8] De Vrije Fries 57 (1977) – Zitat und Charakterisierung von „Hugenholtz jr.“ über seinen Großvater als geschwätzigen, schwierigen alten Mann (indirekte Familienquelle).
[9] Egbert Schoenmaker, „Neuenhaus reformierte Kirche – Quellhorst-Orgel“ – visuelle und praktische Kontextualisierung des 19-jährigen Kirchenraums, in dem Hugenholtz predigte.
[10] Kroniek Historische Vereniging Zuid-Oost Drenthe, Artikel über die hervormde Gemeinde Emmen und Pfarrer H.S.J. Hugenholtz mit Hinweisen auf seine Einführung und seine Haltung gegenüber dem alten Kirchengebäude.
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In der Familiengeschichte markiert JBTh Hugenholtz den Übergang von einer stark kirchlich orientierten Pfarrerdynastie hin zu einer breiter, sozial und ökonomisch vielfältig verankerten Nachkommenschaft, die im Grenzraum zwischen den Niederlanden und Deutschland verwurzelt ist.
Johannes Bernardus Theodorus (JBTh) Hugenholtz (1796–1871) war Pfarrer im niederländisch-reformierten Milieu der Grafschaft Bentheim und in Drenthe. Er wirkte in einer Grenzregion, in der sich kirchlich, sprachlich und politisch vieles im Umbruch befand. Für die Familie Hugenholtz ist er als Bindeglied zwischen den älteren bentheimischen Pfarrergeschlechtern und späteren Generationen von Theologen, Unternehmern und Intellektuellen von besonderer Bedeutung. [1]
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1. Kindheit und Herkunft (1796–1813)
JBTh Hugenholtz wurde am 19-07-1796 in Emlichheim, damals Teil der Grafschaft Bentheim, als Sohn des Pfarrers Henricus Stephanus Hugenholtz (1762–1842) und Hendrina Keller (1758–1830) aus Neuenhaus geboren. [2] Die Familie gehörte zu einer Pfarrerdynastie, die seit dem 18. Jahrhundert in Bentheim und den angrenzenden niederländischen Gemeinden tätig war. [3]
Während seiner Kindheit durchlief das Gebiet mehrere politische Übergangsphasen. Die Grafschaft Bentheim wurde 1810 in das Französische Kaiserreich eingegliedert und nach 1813 dem Königreich Hannover zugeschlagen, ein Status, der 1815 durch den Wiener Kongress bestätigt wurde. [4] Kirchlich blieb die Region jedoch stark auf die Republik/Niederlande ausgerichtet: Die reformierten Gemeinden verwendeten überwiegend das Niederländische in Predigt und kirchlicher Verwaltung. [5]
In diesem zweisprachigen, grenzüberschreitenden Umfeld wuchs JBTh sowohl mit einem deutschen als auch mit einem niederländischen Bezugsrahmen auf. Sein Vater diente nacheinander in Emlichheim und Veldhausen und galt als Teil eines Netzwerks bentheimischer und drenthscher Pfarrersfamilien. [3]
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2. Ausbildung und erste Ämter (1813–1821)
Ab 1813 studierte JBTh Hugenholtz Theologie an der Lingener Akademie. [1] Diese Einrichtung fungierte als Ausbildungszentrum für Pfarrer in der Region Bentheim und den angrenzenden Gebieten und wies enge Verbindungen zur niederländisch-reformierten Tradition auf. [5]
Im Jahr 1816 wurde er zum Adjunkt-Pfarrer in Neuenhaus berufen, um den hochbetagten Pastor Staverman (etwa 80 Jahre alt) und dessen Kollegen Schotsmann zu unterstützen. [1] Neuenhaus war eine kleine, überwiegend reformierte Stadtgemeinde, in der das Niederländische die übliche Kirchensprache blieb, obwohl das Gebiet inzwischen zum Königreich Hannover gehörte. [5]
1819 erhielt JBTh einen Ruf an die Hervormde Gemeente von Coevorden in der Provinz Drenthe. Am 06-06-1819 wurde er dort in Anwesenheit seines Vaters, der zu diesem Zeitpunkt Pfarrer in Veldhausen war, von diesem selbst in das Amt eingeführt. [1],[6] Coevorden war eine alte Festungsstadt mit wichtiger regionaler Funktion; die reformierte Kirche zählte zu den frühesten dezidiert protestantischen Kirchenbauten in Drenthe. [7]
Noch im selben Jahr, 1819, schloss er die Ehe mit Aleida Hana (1798–1834) aus Neuenhaus. Die Trauung fand am 11-06-1819 in Veldhausen statt, wo sein Vater damals als Pfarrer wirkte. [2]
Die Coevorder Phase war nur von kurzer Dauer. Bereits 1821 trat JBTh „wegen Krankheit“ in den Ruhestand (Emeritat); die Formulierung in den Quellen spricht von einer „Schwäche seiner geistigen Kräfte“. [1],[6] Diese Terminologie wurde im 19. Jahrhundert für unterschiedliche psychische und neurologische Krankheitsbilder verwendet und lässt keine eindeutige Diagnose zu. [Vermutung]
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3. Ehe, Familie und Emlichheim (1821–1836)
Nach seiner vorgezogenen Emeritierung ließ sich JBTh mit seiner Familie in Veldhausen nieder. Dort wurden ihre vier Kinder geboren:
1. Henricus Stephanus Johannes (1820–1865), später Pfarrer, unter anderem in Emmen.
2. Johanna Hendrica (1822–1857), verheiratet mit Leonard van Nes (1826–1884), Pfarrer in Uelsen.
3. Gerhard Willem Karel (1826–1893), zunächst in der Pfarrerausbildung, später Laienprediger und Kaufmann.
4. Wilhelmina Berendina (1830–1847), die im jungen Alter verstarb. [1]
Die Jahre nach 1821 bilden eine vergleichsweise stille Phase in seinem Leben, geprägt durch Genesung und Familienleben. Über seine konkreten Tätigkeiten in Veldhausen ist wenig bekannt; [Vermutung] es liegt jedoch nahe, dass er gelegentlich weiterhin predigte und Katechese erteilte und dabei seine Ausbildung und Erfahrung nutzte. Die Familie lebte in einem Netzwerk reformierter Pfarrer in Veldhausen, Emlichheim, Uelsen und den umliegenden Orten. [3],[5]
Im Sommer 1834 starb Aleida Hana. [1],[2] Das genaue Todesdatum beruht auf genealogischen Rekonstruktionen und nicht auf einer direkt konsultierten Urkunde. [Vermutung] Im Herbst desselben Jahres nahm JBTh einen Ruf nach Emlichheim an. Dies bedeutete seine Rückkehr in ein aktives Pfarramt in jener Region, in der er geboren worden war und in der seine Familie bereits über Generationen hinweg geistliche Ämter bekleidet hatte. [1],[3]
Diese Entscheidung fiel in eine unruhige kirchengeschichtliche Phase. Die „Afscheiding“ von 1834 in den Niederlanden, bei der sich Gruppen von der Hervormde Kerk abspalteten, wirkte sich auch auf die Grenzregionen aus. In Bentheim verfolgte man aufmerksam, was in Drenthe und Overijssel geschah, wenngleich die örtlichen reformierten Gemeinden in Emlichheim und Neuenhaus formal bei der etablierten Kirche verblieben. [Vermutung][5]
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4. Pfarrer in Neuenhaus: Sprachkonflikt und Gesundheit (1836–1864)
Als 1835 in Neuenhaus Pastor Eberhard Sikkens verstarb, wurde die erste Pfarrstelle frei. Pastor Slingenberg rückte auf die erste Stelle vor; der Kirchenrat erstellte eine Liste mit zwölf Kandidaten für die zweite Pfarrstelle, auf der JBTh Hugenholtz an erster Stelle stand. Unter den übrigen Kandidaten befanden sich fünf in Neuenhaus Geborene. [1]
Obwohl der Kirchenrat ihn als Wunschkandidaten auswies, lehnte JBTh den Ruf zunächst ab. Erst als das Gehalt deutlich erhöht wurde (um 800 Gulden jährlich, mitfinanziert aus dem sogenannten „Kissengeld“ für Sitzplätze in der Kirche) und ihm für den Fall einer erneuten gesundheitlichen Verschlechterung eine Pension von 200 Gulden zugesichert wurde, ging er auf das Angebot ein. Zudem wurde vereinbart, dass er eine Reihe belastender Nebentätigkeiten nicht wahrnehmen müsse. [1]
Ab 1836 war er Pfarrer in Neuenhaus. [1] Die Gemeinde lag in einem Gebiet, das nach 1815 endgültig zum Königreich Hannover gehörte. [4] Gleichzeitig blieb das kirchliche Leben stark auf die Niederlande ausgerichtet: Die meisten Pfarrer der hervormden Gemeinden waren in den Niederlanden oder an niederländisch geprägten Institutionen ausgebildet, und die Gottesdienste wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend in niederländischer Sprache gehalten. [5]
In diesem Kontext sah sich JBTh mit der „Verdeutschung“ von Kirche und Unterricht konfrontiert. Die Regierung in Hannover förderte den Gebrauch des Hochdeutschen in Predigt und Katechese als Instrument nationaler Integration. In Neuenhaus zeigte sich der Kirchenrat zurückhaltend: Man betonte, dass die älteren Gemeindeglieder deutschen Predigten nicht folgen könnten und der Übergang daher schrittweise erfolgen müsse. [1],[5]
Der Schulinspektor Fokke gründete 1851 in Neuenhaus ein Ausbildungsinstitut für Dorfschullehrer, um diese längerfristig in die Lage zu versetzen, auf Hochdeutsch zu unterrichten. 1853 wurden vorgedruckte Kirchenbücher eingeführt, um die deutsche Sprache weiter zu fördern, wenngleich die Kirchenratsprotokolle vorerst weiterhin in niederländischer Sprache geführt wurden. Der Staat lockte Pfarrer und Lehrer mit Sprachzulagen, wenn sie Deutsch verwendeten. [1]
Eine häufig zitierte Anekdote betrifft den Besuch von König Georg V. von Hannover in Neuenhaus am 02-09-1862. Trotz der Anweisung, den Monarchen auf Deutsch zu begrüßen, richtete JBTh nach der Überlieferung das Wort auf Niederländisch an den König, der mutmaßlich wenig davon verstand. [1],[5] Die Anekdote veranschaulicht die Hartnäckigkeit, mit der in Neuenhaus an der niederländischen Kirchensprache festgehalten wurde.
Gleichzeitig verschlechterte sich sein Gesundheitszustand erneut. Die Kirchenratsprotokolle zeigen, dass er in den späteren Jahren immer häufiger fehlte; die Sitzungen wurden von seinem Kollegen Slingenberg geleitet und unterzeichnet. [1] Um 1858 wurde über seinen Rücktritt verhandelt; die Gemeinde bat ihn jedoch, im Amt zu bleiben, solange seine Kräfte dies noch zuließen. [1]
Nach dem Tod von Pastor Slingenberg im November 1863 wurde ein Hilfsprediger gesucht. Dabei zeigte sich, dass JBTh den Dienst faktisch nicht mehr eigenständig tragen konnte. Am 01-07-1864 ging er endgültig in den Ruhestand; die Emeritatsurkunde weist eine auffallend zitterige Handschrift auf, die mit den Berichten über seine angeschlagene Gesundheit übereinstimmt. [1]
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5. Letzte Jahre und Tod (1864–1871)
Die Jahre nach 1864 verbrachte JBTh als emeritierter Pfarrer in Neuenhaus. Das Pfarrhaus, das er lange bewohnt hatte, wurde später in ein Geschäftshaus umgewandelt, diente zu seiner Zeit aber als Zentrum für Besuche von Pfarrerkollegen und Verwandten zwischen Bentheim und den Niederlanden. [1],[5]
In dieser Phase wurden seine Kinder zu selbständigen Erwachsenen. Sein ältester Sohn, Henricus Stephanus Johannes, wurde Pfarrer unter anderem in Bentheim, Veldhausen, Zwolle und Emmen und heiratete eine Frau aus Neuenhaus (Familie Weber). [1],[10] Sein Sohn Gerhard Willem Karel, der zunächst ebenfalls Theologie studierte, fand seinen Weg als Laienprediger und später als Kaufmann und Handelsreisender. Über ihn stammen zahlreiche niederländische Nachkommen ab. [1]
Spätere Quellen – unter anderem Erinnerungen seines Enkels J.B.Th. Hugenholtz (1859–1922) – zeichnen ihn als eher geschwätzigen, sich einmischenden, zugleich aber auch engagierten Großvater, der in Neuenhaus eine auffällige Figur gewesen sein soll. [Vermutung][8] Eine von ihm angefertigte Zeichnung mit dem Text „Roemt den grootheid van de Schepper; In ’t heelal ten toon gespreid“ verweist auf seine Frömmigkeit und sein Gespür für bildliche Ausdrucksformen. [1]
Johannes Bernardus Theodorus Hugenholtz starb am 09-07-1871 in Neuenhaus im Alter von 74 Jahren. [1],[2] Sein Tod markiert das Ende einer langen Pfarrerlaufbahn, die immer wieder von Krankheit unterbrochen wurde, aber durchgängig mit derselben Grenzregion zwischen Drenthe und der Grafschaft Bentheim verbunden blieb.
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Kontext und Bedeutung
Das Leben von JBTh Hugenholtz spiegelt die besondere Stellung der reformierten Gemeinden in der Grafschaft Bentheim im 19. Jahrhundert wider: politisch dem Königreich Hannover zugehörig, kirchlich und kulturell jedoch stark auf die Niederlande orientiert. [4],[5] Der Übergang von niederländischer zu deutscher Kirchensprache, die Rolle der Lingener Akademie und die anhaltenden Kontakte zu drenthschen Gemeinden (wie Coevorden und Emmen) bilden den Hintergrund, vor dem seine Laufbahn zu verstehen ist. [5],[6]
Sein frühes Emeritat in Coevorden und die später erneut auftretenden gesundheitlichen Probleme zeigen, dass das Pfarramt in dieser Zeit physisch und psychisch sehr belastend sein konnte. Gleichzeitig weist seine wiederholte Rückkehr in den aktiven Dienst auf ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein hin – sowohl gegenüber der Gemeinde als auch gegenüber der familieneigenen Tradition des Pfarrerberufs. [1],[3]
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Charakter und Nachwirkung
Quellen mit unmittelbaren Charakterbeschreibungen sind selten. Seine eigene Zeichnung mit einem Lobpreis auf den Schöpfer deutet auf eine pietistisch-reformierte Grundhaltung hin, in der Natur und Schöpfung eine wichtige Rolle in der Frömmigkeit spielten. [1] Die Anekdote über seine niederländische Ansprache an den König legt eine gewisse Beharrlichkeit, möglicherweise auch Sturheit, in Sprach- und Identitätsfragen nahe. [1],[5]
In Familienerinnerungen wird er – über seinen Enkel – als redseliger und bisweilen anstrengender Großvater beschrieben, was auf eine starke Präsenz im Familien- und Dorfleben hindeuten kann. [Vermutung][8] Seine Bedeutung liegt zudem darin, dass er die Pfarrerlinie des bentheimischen Zweigs der Familie Hugenholtz fortführte und zugleich mit einer neuen Generation verband, in der Theologie, Handel und gesellschaftliches Engagement zusammenkamen. [1],[3]
Für die breitere Gemeinschaft von Neuenhaus stand er stellvertretend für eine Generation von Pfarrern, die den Übergang von einer überwiegend niederländischsprachigen zu einer zunehmend deutschsprachigen Kirche begleitete, ohne dass die Verbindung zur niederländisch-reformierten Tradition vollständig aufgegeben wurde. [5]
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Unsicherheiten
• Die Formulierung „Schwäche seiner geistigen Kräfte“ lässt Raum für unterschiedliche medizinische Deutungen; über eine konkrete Diagnose lässt sich nichts mit Sicherheit sagen. [1]
• Das genaue Todesdatum von Aleida Hana (1834) basiert auf sekundären genealogischen Rekonstruktionen und sollte idealerweise anhand der originalen Sterbe- oder Begräbnisregister von Neuenhaus überprüft werden. [2]
• Über seine tatsächlichen Tätigkeiten zwischen seinem Emeritat 1821 und dem Ruf nach Emlichheim 1834 sind keine direkten Quellen überliefert; die angenommenen pastoralen Aktivitäten in Veldhausen sind daher als [Vermutung] gekennzeichnet.
• Die Charakterisierung durch seinen Enkel beruht auf späteren Erinnerungen und kann durch persönliche Sichtweisen gefärbt sein. [8]
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Endnoten
[1] Hugenholtz family website, „G6: JBTh Hugenholtz (1796–1871), predikant in Neuenhaus en Aleida Hana (1798–1834)“.
[2] Genealogie Online, „Ds. Johannes Bernardus Theodorus Hugenholtz (1796–1871), Family tree Knijpinga Cramer“.
[3] Hugenholtz family website, „Parenteel van Peter Hugenholdt (1610–1693)“ sowie zusammenfassende genealogische Notizen über den bentheimischen Pfarrerzweig.
[4] Wikipedia, „Graafschap Bentheim“ – politische Geschichte und Eingliederung in das Königreich Hannover nach 1813/1815.
[5] Altreformierte Kirche / regionale Literatur zu „Drenthe und die Grafschaft Bentheim“ (Grenzgemeinden, Sprachgebrauch Niederländisch/Hochdeutsch, Anekdote Georg V. und Neuenhaus).
[6] Dominees.nl, „Coevorden Hervormde Gemeente“ – Pfarrerliste mit Einführung (06-06-1819) und Emeritat (08-05-1821) von Ds. J.B.T. Hugenholtz.
[7] Kerkfotografie / Geschichte Coevorden – Beschreibung der Nederlands Hervormde Kerk Coevorden als frühem protestantischem Kirchenbau in Drenthe.
[8] De Vrije Fries 57 (1977) – Zitat und Charakterisierung von „Hugenholtz jr.“ über seinen Großvater als geschwätzigen, schwierigen alten Mann (indirekte Familienquelle).
[9] Egbert Schoenmaker, „Neuenhaus reformierte Kirche – Quellhorst-Orgel“ – visuelle und praktische Kontextualisierung des 19-jährigen Kirchenraums, in dem Hugenholtz predigte.
[10] Kroniek Historische Vereniging Zuid-Oost Drenthe, Artikel über die hervormde Gemeinde Emmen und Pfarrer H.S.J. Hugenholtz mit Hinweisen auf seine Einführung und seine Haltung gegenüber dem alten Kirchengebäude.
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In der Familiengeschichte markiert JBTh Hugenholtz den Übergang von einer stark kirchlich orientierten Pfarrerdynastie hin zu einer breiter, sozial und ökonomisch vielfältig verankerten Nachkommenschaft, die im Grenzraum zwischen den Niederlanden und Deutschland verwurzelt ist.